Draußen Dunkelheit
Gleich knarren die Holzdielen unter meinen Füßen, gleich, nachdem ich einen letzten Blick in den Spiegel geworfen habe.
Mein Kostüm, auffällig oder nicht , habe ich übergezogen und mein Make up ist gemacht. Ich kenne das Licht, das gleißende Bühnenlicht das mit den freundlichen kleinen Birnen um meinen Schminkplatz herum nicht viel gemeinsam hat.
Die Garderobe hier ist der Raum, in dem ich einen großen, schweren Teil von mir zwischenparke, während ich zu dem werde, der gleich seinen Auftritt hat.
Der, der auftritt, ist jedes Mal ein Anderer.
Ich habe ihn kennengelernt und kann ihn gut darstellen- ich weiß, wie er geht, wie er spricht; kommen Sie mit, ich kenne ihn gut genug, um für zwei Stunden er zu sein.
Spontan zu reagieren wie er, sogar, wenn der Text, den er zu hören erwartet, abweicht. Gerade dann erwacht er zum Leben.
Jeder kann auswendig lernen oder auf den Souffleur hoffen. Der Kerl da unten, der gute kleine Kerl, der das Script hütet, ist schon oft an uns verzweifelt.
Mit jedem Knarren des Parkettbodens verliert er an Bedeutung, der Souffleur genau wie der kleine Teil in mir, zu dem die Privatsachen in meiner Garderobe gehören. Er ist schon da, immer noch, aber er darf schlafen jetzt, mit jedem Schritt, den ich auf den Bühneneingang zugehe, schläft er tiefer.
Der wäre nervös jetzt, würde vielleicht schwitzen oder sich fragen, ob er die Aufmerksamkeit des Publikums bekommt. Ich kenne ihn gut, er ist nicht schwer darzustellen, der liebe kleine Kerl. Er schläft, er schläft.
Die mit denen ich spiele, sind mitten in ihrem Dialog, in der Dunkelheit ist es ruhig, gleich kommt mein Einsatz. Ich werde alle überraschen, sie werden den Atem anhalten, es ist jeden Abend neu- zwei Stunden netto, wie wir sagen. Mit Pause: zwei Stunden fünfundzwanzig.
In der Pause versteckt er sich.
Weckt ihn nicht